Guter Schlaf im Wochenbett

Guter Schlaf im Wochenbett

Gastbeitrag von Julia Beroleit.

Als Schlafcoach für Eltern mit Babys kenne ich das folgende Problem von Eltern gut:
Das Neugeborene schläft nicht so, wie es sich die Eltern wünschen oder erwarten und wie sie es für ihre eigene Gesundheit bräuchten. Viele meinen, das Thema „Babyschlaf“ alleine lösen zu müssen oder hoffen, dass es sich eines Tages von selber regelt.

Das kann der Fall sein, meistens ist es das aber nicht. Viele Eltern kommen dann erst zu mir, wenn sie schon recht verzweifelt sind... Was ich ihnen rate: Für eine Beratung oder ein Schlafcoaching ist es nie zu früh (allerdings auch nie zu spät ;)

Ich wünsche mir, dass eine Beratung zum Thema Schlaf ähnlich „alltäglich und normal“ für Eltern wird, wie ein Geburtsvorbereitungsseminar, einen Rückbildungs- oder Beikostkurs zu besuchen.
Bei einem Schlafcoaching geht es nicht darum, seinem Baby ein ‚bestimmtes Schlafverhalten’ an- oder abzutrainieren, sondern um eine ganz individuelle Beratung, die diverse Faktoren - wie Alter und Entwicklung des Babys, den individuellen Schlafbedarf des Kindes - aber auch emotionale Elemente, sowie auch den Verlauf der Schwangerschaft und Geburt mit in Betracht zieht.

So können sich die Eltern von Anfang an bei diesem Thema etwas entspannen und das ist ja die Hauptsache, wenn es um das Thema schlafen geht.

Sechs Fakten für einen entspannteren Umgang mit dem Thema Schlaf im Wochenbett, die ihr schon in der Schwangerschaft über den Babyschlaf wissen solltet.

1. Die ersten drei Monate das Leben wie im Bauch

Die ersten drei Monate des Neugeborenen sind aus vielerlei Gründen eine ganz besondere Zeit. Genau genommen möchten die neuen Erdenbürger das Leben, an das sie gute neun Monate im Bauch gewöhnt waren, gerne noch auf circa drei Monate ausdehnen. Das bedeutet für sie: Schlafen abwechselnd in kleinen Schläfchen und längeren Schläfchen, ungefähr gleich verteilt auf Tag und Nacht, viel und möglichst enger Körperkontakt - damit sie ihre körperliche Begrenzung spüren - abwechselnd Ruhe und Bewegung, nicht zu viele Reize, aber auch nicht unbedingt vollkommende Stille (im Bauch rauschte es ziemlich laut), sowie häufiges Trinken und regelmäßiges Saugen zur Beruhigung.

2. Babys schlafen viel, aber nicht den ganzen Tag

In den ersten Monaten braucht der Säugling zwischen 16 und 18 Stunden Schlaf. Die Säuglinge werden mit einem kaum vorhandenem Tag- und Nachtrhythmus geboren. Dieser bildet sich dann Schritt für Schritt - ab der 4.-6- Lebenswoche (bei den einen schneller bei den anderen langsamer) innerhalb der ersten 6 Monate aus - und so verteilen sich die Schlafstunden in den ersten Wochen bzw. Monaten oft gleichsam auf Tag und Nacht und werden dann immer mehr in der Nacht und weniger am Tag. Der Tag und Nachtrhthymus entwickelt sich durch das Leben in ihren Familien von allein durch so genannte „soziale Zeitgeber“, dazu gehören Tags laut und hell, nachts dunkel und leise, Geräusche oder das Anziehen des Schlafanzugs, Tagesrhythmen, wenn es schon größere Kinder gibt.

3. Warum ist Schlaf für Säuglinge so wichtig?

Schlaf ist für alle Menschen, aber vor allem für Säuglinge und Kleinkinder besonders wichtig.
Ein Schlafzyklus, bestehend aus einer Tiefschlaf- und einer Traumschlaf-Phase (REM- Phase), dauert bei Erwachsenen ca. 90 Minuten, bei einem Neugeborenen nur 50 bis 60 Minuten. Das erklärt, warum Babys nachts teils stündlich aufwachen. Auch haben Babys viel mehr Traumschlaf-Phasen, in denen sie die Eindrücke vom Tage verarbeiten. Entsprechend sind Gehirn und Muskeln aktiv und der ganze Organismus ist empfänglicher für Aufwachreize. Im Tiefschlaf werden unter anderem Wachstumshormone produziert und neue Körperzellen gebildet. Auch das Immunsystem, das immer arbeitet, regeneriert sich unter anderem auch im Schlaf.
Im Traumschlaf findet „Gehirnhygiene“ statt - alles was am Tag gelernt, erlebt und wahrgenommen wird, verarbeitet und sortiert das Denkzentrum während des Traumschlafs. Dabei werden motorische Lernerfahrungen im Tiefschlaf, emotionale und geistige Erfahrungen im Traumschlaf oder auch REM-Schlaf genannt, verarbeitet. Babys verbringen ca. 50% der Nacht im REM-Schlaf - im Gegensatz zu uns Erwachsenen, wir haben einen Anteil von ca. 20%. Babys bewegen sich im Schlaf viel, das kann im Traumschlaf und danach in einer Leichtschlafphase sein. Der Traumschlaf ist eine wichtige Phase für den Lernprozess und die Reizverarbeitung und deswegen ist auch tagsüber ein regelmäßiger Schlaf für Babys und Kleinkinder so wichtig.

4. Die Müdigkeitszeichen deines Babys „lesen“ lernen

Achtet darauf, dass euer Neugeborenes nicht zu lange am Stück wach ist, da es sonst schnell überreizt sein könnte. Wenn ein Baby nicht genug und regelmäßig Schlaf bekommt, kann es für den Nachwuchs und damit auch für die Eltern sehr stressig werden. Es ist so, dass die meisten Neugeborenen und Babys nicht einfach einschlafen, wenn sie müde sind, sondern Hilfe brauchen, um entspannt in den Schlaf zu kommen. Die Herausforderung:

Säuglinge zeigen oftmals noch nicht verlässlich, dass sie müde sind. Es gibt zwar die klassischen Hinweise auf Müdigkeit wie:

  • Augenreiben

  • abwesender Blick

  • Ohren reiben

  • Finger in den Mund stecken

  • jammern, quengeln / Unruhe
Wenn du bei deinem Baby diese Signale wahrnimmst, ist es höchste Zeit es Schlafen zu legen. Manchmal zeigen die Babys aber keine dieser Zeichen, im Gegenteil - sie wirken putzmunter, um dann im nächsten Moment zu müde zu sein und vielleicht sogar zu schreien beginnen - dann ist es ungleich schwerer sie beruhigen und in den Schlaf zu begleiten. Optimal ist, bei deinem Baby in den ersten drei bis vier Monaten 30-60 Minuten maximal nach 90 Minuten verstärkt auf Müdigkeitsanzeichen zu achten und dann dem Baby proaktiv helfen, in den Schlaf zu finden.
Oftmals ist dieses gekoppelt an das Stillen / Trinken. Einschlafstillen ist in den ersten Monaten eine absolut natürliche und wunderbare Einschlafhilfe, bei der sich Eltern keinen Stress machen sollten, dass sie da etwas „angewöhnen“.

 

5. Häufiges Trinken ist ganz normal

Der kleine Magen der Babys wächst innerhalb des ersten Monats von der Größe einer Kirsche bis zur Größe eines Eis. Neugeborene nehmen zu Beginn eher kleinere Mengen an Milch auf und wollen öfter trinken (ca. alle 1,5 -2 Stunden), auch nachts.
Der Schlaf der kleinen Babys ist deshalb so leicht und mit so kurzen Zyklen, um das Trinken zu ermöglichen. Gestillte Babys wachen vor allem auch nachts häufig auf, weil Muttermilch schnell verdaut ist und das Baby für sein enormes Wachstum in den ersten Monaten sehr regelmäßig trinken möchten. Babys, die die Flasche bekommen wachen auch nach jedem Schlafzyklus auf, jedoch geben viele Eltern dann nicht immer die Flasche, sondern geben ihrem Baby eine andere Hilfe zu Wiedereinschlafen.

6. Wo kleine Säuglinge schlafen

Auf dem Arm oder auf dem Bauch von Mama oder Papa stünde wohl ganz oben auf der Liste von Mini-Babys, was den liebsten Schlafort angeht. Das ist mindestens in den ersten 3 Monaten auch toll für beide Seiten, so kann man sich am Besten kennenlernen und das Bonding liebevoll ausdehnen. Da das aber tags und nachts nicht dauerhaft praktikabel ist, sind Alternativen für tagsüber: Tragen (Tagetuch/Tragesysteme), Kinderwagen, Stubenwagen, spezielle Matratzen wie CoocoonABaby, Federwiegen oder Nestchen aus dem Stillkissen. Für die Nacht sind die Möglichkeiten Beistellbettchen, normale Kinderbetten oder Co-Sleeping - sprich mit im Mama/Papa-Bett. Wie ihr das handhaben wollt, könnt und sollt ihr als Familie oder als Eltern ganz allein entscheiden. Wichtig bei allem ist, dass alle genügend und ausreichend Schlaf bekommen und die allgemeinen Regeln zum sicheren Kinderschlaf beachtet werden.

Mein Tipp für frischgebackene Eltern zum Thema Schlaf wäre:

Verbringt in den ersten Wochen viel Zeit im Bett oder auf dem Sofa, um euch auszuruhen, versucht regelmäßig eine Schlafmöglichkeit für das Baby und für euch zu schaffen und lasst euch nicht von außen und anderen verunsichern. Am Anfang könnt ihr alles machen, was eurem Baby und euch gut tut! Worauf man achten könnte ist, dass man nicht zu viel macht, auch beim Beruhigen. Ein guter Richtwert könnte sein, das Baby zum Beruhigen so zu schaukeln, wiegen, wippen (was Babys lieben und brauchen), so wie sie es aus dem Bauch gewöhnt sind, aber eben nicht viel mehr.

Schlafen ist ein emotionales Thema, aber kein Grund sich verrückt zu machen oder gar zu schämen - holt euch Hilfe, wenn ihr Hilfe brauchen könnt.
Meine Erfahrung ist, dass jede Familie ihren ganz eigenen, persönlichen Weg hat, mit dem Thema Schlaf umzugehen.

Alles Liebe und einen wundervollen Start wünscht euch Schlafcoach Julia Beroleit von Cosy Eleven

Über die Autorin

Schlafcoach Julia Berend
Julia Beroleit lebt mit ihrem Mann und 12 jährigen Sohn in Berlin. Sie ist zertifizierter Schlafcoach für Babys und Kleinkinder seit 2016, begleitet seitdem auf bedürfnis- und bindungsorientierte Weise Familien auf ihrem persönlichen Weg zu besserem Schlaf. 
Julia berät dich als Online-Coach mit Videotagebuch - so wird es ein individueller und liebevoller Blick auf die gesamte Familie.
Fotocredits: Fräulein Fotograf und Minnie Zhou
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