Der bekannte Anthropologe Dr.Ashley Montagu schrieb: „Der Mensch kann nicht ohne Berührung leben. Sie ist eines der Grundbedürfnisse beim Menschen.“
Das ist sie in der Tat. Berührung ist lebensnotwendig! Mehr als das: Massage und liebevolle Berührungen lassen dein Baby gedeihen.
„Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag um zu überleben, 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen und 12 Umarmungen pro Tag um innerlich zu wachsen.“ (die Therapeutin Virginia Satir)
So entsteht der Tastsinn
Wusstest du? Der Tastsinn, (die taktile Wahrnehmung) ist der erste aller Sinne, der bereits im Mutterleib, während der embryonalen Entwicklung entsteht und bis zum letzten Atemzug erhalten bleibt.
- Bereits ab der 5.SW wird die Berührung an den Lippen vom Embryo wahrgenommen.
- Ab der 8. SW reagiert der Embryo auf zarte Berührungen, ab der 12.SW am ganzen Körper.
- Ab der 13.SW entwickelt das Ungeborene bereits so ein gutes Gefühl für seinen Körper, dass der Daumen zugeordnet und in den Mund gesteckt wird. Es ist kein Zufall, dass das Gefühl in den Lippen und am Mund so früh entwickelt wird. Durch das Nuckeln am Finger erfährt dein Baby schon vorgeburtlich eine positive Assoziation. Dein Baby „übt“ breits. Nach der Geburt ist der Saugreflex sehr hilfreich, um an Mamas Brust zu trinken und zu kuscheln.
Berührung ist Bindung. Berührung ist Liebe.
Das Wunderbare an uns Menschen ist übrigens, dass wir Bindung bewusst in jedem Lebensalter aufnehmen können, und das hat nicht nur biologische Ursachen. Bestenfalls setzt dieser Bindungsprozess bereits während deiner Schwangerschaft ein, und wir Eltern begrüßen den neuen Erdenbürger sanft, ruhig und mit allumfassender Liebe.
Bestimmte Faktoren und Situationen können jedoch die frühe Bindung behindern: eine schwere Geburt, Vergewaltigung, Behinderung, häusliche Gewalt. Leider habe ich als Kursleiterin für Babymassage auf solche Dinge keinen Einfluss. Ich kann aber durch meine Kurse zur Wiederaufnahme und Verstärkung des Bindungsprozesses trotz dieser Situationen beitragen.
Die Eltern-Kind Bindung wird durch liebevolle Berührung auf wunderschöne Art und Weise gestärkt. Durch den innigen Kontakt während der Massage, fühlt sich dein Baby geliebt und geborgen. Bereits das Ungeborene sucht aktiv Kontakt zu seiner Umgebung. Es gibt Ultraschallaufnahmen, die zeigen, wie die Babys mit der Nabelschnur „spielen“, oder sich an die Plazenta kuscheln. Bei Zwillingen hat man beobachtet, dass sie sich gegenseitig stupsen und mit den Händen berühren. Wir Menschen sind eindeutig nicht dafür gemacht, alleine zu sein. Dein Baby spürt auch, wenn du oder der Papa die Hand auf den Bauch legen, oder den Bauch in der Schwangerschaft massieren.
Die Bedeutung von Oxytocin
Der Kontakt von Haut an Haut schüttet das Bindungshormon Oxytocin (auch als Kuschelhormon bekannt) aus. Dieses wirkt als Gegenspieler der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Dadurch wirkt eine Umarmung und jede liebevolle Berührung herrlich entspannend- und das nicht nur für den, der die Massage bekommt, sondern auch für den, der sie gibt. Die meisten Schwangeren lassen sich sehr gerne vom Partner eine wohltuende Fuss- oder Rückenmassage geben oder sogar eine spezielle professionelle Massage, für werdende Mamas. Wie entspannst du am besten?
Das Hormon Oxytocin spielt übrigens auch während der Geburt eine große Rolle für den Geburtsverlauf. Um die Oxytocinproduktion anzuregen hilft z.B. gedimmtes Licht, die Anwesenheit der Vertrauensperson(-en) und eine positive Athmosphäre während der Geburt. Jede Frau sollte auf ihre eigene Art und Weise gebären, genauso, wie sie es möchte. Angstfrei, selbstbestimmt und von Anfang an in Verbindung mit ihrem Kind.
Übrigens: Der Ausstoß des Bindungshormons Oxytocin erreicht seinen Höhepunkt während der Geburt beim Durchtritt des Köpfchens. Und zwar nicht nur im Körper der Mama, sondern auch in dem des Babys. Dieses Gefühl beschreiben Mamas oft als „high“ sein, als wahren Glücksrausch, ihr Baby danach endlich in Händen zu halten. Faszinierend, nicht wahr?
Runterkommen. Abschalten. Entspannen. Kraft tanken. Einfach das Mamasein genießen. So wichtig in unserer schnelllebigen Zeit, und vor allem in deiner ersten Zeit als Mama. Dieser Alltag ist ja bekanntlich auch eine Zeit voller neuer Herausforderungen und Aufgaben. Nimm dir täglich ein paar Minuten exklusive Zeit mit deinem Baby. Ohne Handy oder anderer Tätigkeit/ Ablenkung.
Tipps zur Babymassage
Erste Massagegriffe können bereits ein paar Tage nach der Geburt angewendet werden. Der ganze Körper kann massiert werden, nachdem der Nabel abgeheilt ist. Lass dir von einem Profi die Bauchmassage/Kolikmassage für dein Baby zeigen. Regelmäßig angewandt kann die Massage deinem Baby Bauchschmerzen erleichtern und Blähungen lindern. Die Massage regt alle Körperfunktionen und den Stoffwechsel deines Babys an.
Es gilt: umso jünger dein Baby, umso kürzer kann es massiert werden. Beginne bei 2-3 Minuten und steigere dich, wenn dein Baby älter ist.
TIPP 1: Bis zum Krabbelalter ist das ideale Alter für einen Babymassagekurs. Dort kannst du dich auch mit anderen Mamas austauschen und Fragen stellen, die dich beschäftigen. Die liebevolle und regelmäßige Berührung durch die Babymassage bietet eine Vielzahl weiterer Vorteile:
An erster Stelle steht diese gute Nachricht: Babys und Kinder (und ebenso Erwachsene) die regelmäßig massiert werden, sind entspannter, kommen leichter zur Ruhe und finden besser in den Schlaf. Babymassage löst körperliche und manchmal auch seelische Anspannungen.
TIPP 2: Spannungslösendes Weinen deines Babys begleiten, nicht umlenken. Alles darf „raus“- das ist wichtig für das anschließende fröhlich entspannte Spiel und den erholsamen Schlaf. Tiefe, erholsame Schlafphasen sind sehr wichtig für die gesunde Entwicklung deines Babys. Körperliche und geistige Regeneration findet nun mal in den (Tiefschlaf-)Phasen statt. Als Mutter von drei Kindern sind mir auch diese Themen- bis hin zum Schlafentzug und seine Folgen- nur allzu bekannt.
TIPP 3: Die Massage als Ritual zum Beispiel am Abend nach dem Baden einführen. Rituale, die verlässlich wiederkehrenden Abläufe der Massagegriffe, vermitteln deinem Baby Sicherheit und Geborgenheit. Dein Baby wird die angenehme und entspannende Wirkung genießen, und sich wieder darauf freuen. Bereits vor der Massage kann man folgendes Ritual durchführen: Verreibe das Massageöl vor den Augen deines Babys und zeige ihm deine Hände und Handflächen. Gleichzeitig fragst du: „Möchtest du eine Massage? Sollen wir deine Beine massieren?“o.ä.
Probier es aus. Du wirst schon bald sehr gut erkennen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Massage ist. Du bist die Expertin für dein Baby, und wenn du es beobachtest, zeigt es dir auch durch seine nonverbale Kommunikation mit dir, seine Körpersprache, ob es bereit für eine Massage ist. Mit dem “Öl in den Händen verreiben“ Ritual bittest du dein Baby vorher um Erlaubnis, es zu massieren. Das ist eine sehr respektvolle und wertschätzende Art der Berührung für dein Kind.
Massage und Berührung fördern zudem die Körperwahrnehmung deines Babys.
Durch die regelmäßige Massage wird die Durchblutung und das Lymphsystem angeregt, das Muskelwachstum gefördert, der Muskeltonus harmonisiert und die neuronale Entwicklung unterstützt. Bestimmte Massagegriffe im Gesicht lindern außerdem die Beschwerden deines Babys beim Zahnen und bei Erkältungen.
TIPP 4: Die tägliche Massage deines Babys eignet sich bestens dazu, positive Bilder und verbale Botschaften zu übermitteln. Wenn du dein Baby massierst, stell dir vor, wie es sich entspannt und öffnet. Sieh es glücklich und gesund! Lobe dein Baby, wenn es sich entspannt und genieße und bewundere sein Lächeln und seine zarte Babyhaut. Du hilfst damit deinem Baby, ein positives Selbstbild zu entwickeln.
Babymassage macht Mamas, Papas und Babies glücklich!
„Das größte Geschenk, dass mir jemand machen kann, ist: mich zu sehen und zu hören, mich zu verstehen und mich zu berühren.“ (Virginia Satir)
Über die Autorin:
Karin Schranz-Klippl: Moderatorin, Pädagogin, Autorin, Holstic Health Coach, Kursleiterin für Babymassage und Babyyoga und Mama von drei Kindern. www.wunschtraummuschel.at