Ein Gastbeitrag von Petra Schwarz.
Das Gewicht in der Schwangerschaft hat seine eigene Dynamik. Zuerst geht die Zunahme relativ langsam und übersichtlich, aber schon bald wird das deutlich rasanter als wir es sonst kennen.
So sehr man sich über die ersten Babypfunde und den wachsenden Bauch freut, so sehr wächst bei vielen dann auch das Unbehagen und die Sorge, ob das normal und noch ok ist, wenn die Gewichtszunahme im Schwangerschaftsverlauf Formel-1-Geschwindigkeit annimmt.
Von den Müttern sowie Hebammen und Doulas, mit denen ich arbeite weiß ich, dass in dieser Zeit dann ganz oft die Frage auftaucht: „Wie werde ich diese Pfunde nach der Geburt bloß wieder los?“
Die durchschnittliche Gewichtsreise in der Schwangerschaft
Im ersten Trimester, ab dem Moment, wo der Schwangerschaftstest positiv ist, beginnt man intensiv, in die eigene Körpermitte hineinzuhören, voller Erstaunen und Neugierde für das neue Leben, das im Körper heranwächst.
Da freut man sich erstmal über jeden Zentimeter, der am Bauch dazukommt und sogar über die ersten Pfunde.
Da man am Anfang vom Baby selbst noch gar nicht so viel spürt, ist das oft der spürbare „Beweis“, dass der Schwangerschaftstest tatsächlich recht hat.
Im zweiten Trimester können die meisten ihre Schwangerschaft am besten genießen.
Es ist auch für Außenstehende endlich sichtbar, dass man schwanger ist und man kann fasziniert das Wunder der ersten Babybewegungen spüren.
Wenn die Waage dann aber auf einmal rasant nach oben schnellt, können sich die ersten Sorgen und Gedanken einstellen, wie man diese Babypfunde nachher wieder los wird.
Im dritten Trimester wächst langsam die Anspannung, denn das Finale, die ersehnte und manchmal auch gefürchtete Geburt naht, in Begleitung von noch mehr Kilos und Bauchumfang.
Spätestens jetzt müssen auch jede Menge Entscheidungen getroffen werden:
Über die Art und den Ort der Geburt, die medizinische und familiäre Begleitung. Über Kinderzimmer, Babyausstattung, den Namen des Babys und vieles mehr.
Und dazu sind noch jede Menge unterschiedliche Meinungen, Ratschläge und Erfahrungsberichte zu verdauen und zu sortieren, die sich im Laufe der Schwangerschaft aus unterschiedlichsten Richtungen angesammelt haben.
Jede Schwangerschaft verläuft anders.
Es gibt vielfältige medizinische Gründe, die Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und die Gewichtszunahme haben.
In meiner Arbeit als Anti-Diät-Coach hat sich gezeigt, dass vor allem 5 Hauptgründe für zu viele Babypfunde in der Schwangerschaft und ihre spezielle „Klebkraft“ verantwortlich sind.
Grund Nr. 1: Zu viele Ratschläge
Menschen aus Familie und Freundeskreis, die einen mit vielen gut gemeinten Ratschlägen, Warnungen und Geschichten überschütten. Das ist meist schwerer wieder aus dem Kopf zu bekommen als man denkt. Die Folge ist dann oft emotionales Essen.
Grund Nr. 2: Kopfkino, was alles schief gehen könnte
Dazu tragen all jene Menschen aus Grund Nr. 1 bei, aber auch all die Ratgeber, die es zu kaufen gibt, egal ob in Buchform, als Podcast oder Video. So hilfreich viele der Inhalte sind, so befeuern sie aber auch unser Kopfkino.
Das gilt auch für die manchmal nicht sehr feinfühligen Beratungen zu diversen Pränatal-Untersuchungen, die uns beruhigen sollen, aber nebenbei auch Sorgen, Angst und Stress erzeugen können, bis endlich das ersehnte positive Untersuchungsergebnis vorliegt. Auch hier werden die negativen Gefühle gerne mit Essen „gedimmt“.
Grund Nr. 3: Zeitdruck
Bis zur ersehnten Ankunft des kleinen Wunders, gibt es jede Menge zu organisieren, auszuwählen und zu entscheiden.
Ständig müssen wir auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Das macht oft ordentlich Stress, der sich gefühlt mit etwas gutem Essen leichter ertragen lässt.
Grund Nr. 4: Unerledigte, aufgeschobene Dinge
Du kennst das sicher auch ohne Schwangerschaft, dass dir irgendwelche unangenehmen, immer wieder aufgeschobenen Aufgaben im Nacken sitzen und dir den Kopf blockieren. Jetzt kommen neue dazu:
Das Gespräch auf der Arbeit, wie es nach der Geburt weiter gehen kann.
Die Freundin informieren, die schon lange vergeblich versucht schwanger zu werden.
Die schwierige Situation mit der Schwiegermutter klären. Und ähnliches...
Das alles macht uns Stress, bringt uns zum Essen ohne Hunger und raubt uns im Zweifel nicht nur tagsüber die Energie, sondern auch nachts den Schlaf.
Grund Nr. 5: Ein sehr lauter innerer Kritiker
Eine Schwangerschaft ist mit nichts anderem im Leben einer Frau vergleichbar. Vor allem beim ersten Mal gibt es da unendlich viele Fragen und auch Zweifel.
Krieg ich das hin mit der „Schwangerschaft“?
Schaffe ich die Geburt?
Kann ich eine gute Mutter sein?
Wir treiben uns an, wollen alles möglichst perfekt machen, haben Angst Fehler zu machen.
Überhöhte Selbstansprüche, Perfektionismus und Selbstzweifel sind unglaublich starke Energiefresser.
Diese 5 Gründe können seelischen Stress auslösen, der sich auch körperlich auswirken kann. In Form von Heißhungerattacken, emotionalen Essanfällen, und dadurch, dass das Gefühl satt zu sein nicht mehr richtig wahrgenommen wird.
Sie führen zu ungesunder Ernährung, zu wenig Bewegung und schlechtem Schlaf. Und das wiederum führt zu extra Babypfunden, die oft schwer wieder loszuwerden sind.
Es ist wichtig, andere Möglichkeiten zu finden, mit dem Stress umzugehen, Essen und Stress zu entkoppeln.
Ich habe hier 5 Tipps für dich, wie du schon mit kleinen Dingen dem Stress die Spitze nehmen kannst und Heißhungerattacken verhindern oder zumindest reduzieren kannst.
Sie wirken auch wunderbar unterstützend, wenn medizinische Gründe für ein erhöhtes Schwangerschaftsgewicht vorliegen.
Tipp 1 - Lächeln, auch wenn dir vielleicht gerade nicht danach ist.
Unsere Mimik beeinflusst unsere Gefühle. Wenn du lächelst, wird dem Gehirn suggeriert, dass eigentlich alles ok und im Griff ist, auch wenn es gerade etwas „stressig“ ist. Dadurch werden Glückshormone ausgeschüttet, die wiederum helfen, den Spiegel der Stresshormone zu senken. Das ist gut für die Mutter und fürs Baby, denn es bekommt das über die Plazenta mit. Außerdem unterstützt es den Stoffwechsel und reduziert Hungergefühle.
Wenn dir gerade nicht zum Lächeln ist, kannst du dein Gehirn überlisten, indem du einen Stift zwischen die Lippen nimmst.
Tipp 2 - Das Glücksglas
Schreibe glückliche Momente, Erlebnisse, Gefühle und Gedanken auf Zettel. Falte sie zusammen und sammle sie in einem großen, schönen, verschließbaren Glas. In Momenten, wenn dich Ängste, Zweifel, Frust oder Ärger plagen, zieh einen Zettel aus dem Glas und versetze dich in den glücklichen Moment, der auf dem Zettel steht.
Es hat einen ähnlichen Effekt wie Tipp 1. Außerdem ist es ganz wundervoll für Eltern und Kind, sich damit später an die Zeit der Schwangerschaft zurückzuerinnern.
Tipp 3 - Handkante klopfen gegen Selbstzweifel
Klopfe mit deiner dominanten Hand an die Handkante der anderen Hand (siehe Abbildung).
Während du klopfst, sage folgenden Satz zu dir selbst, laut oder laut in Gedanken:
"Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, Ich glaube an mich und schaue wohlwollend auf mich. Ich bin eine gute Mutter."
Du kannst das ein paar Mal wiederholen.
Tipp 4 – Friedensrose für Menschen, die mit guten Ratschlägen & Co. nerven.
Stell dir in Gedanken vor, dass die Person, die dich gerade nervt oder ärgert, dir gegenüber steht. Dann stell dir vor, wie eine wunderschöne Rose als Friedensrose zwischen euch erscheint. Schicke der Person jetzt in Gedanken ihre Ratschläge oder Geschichten in Liebe zurück. Sage dabei zu der Person: „Das ist deine Geschichte. Du darfst sie behalten. Ich habe meine eigene Geschichte und so darf es sein.“
Öffne die Augen wieder, schau wie es dir geht und wiederhole es gegebenenfalls.
Tipp 5 – Den „Hungerpunkt“ reiben
Ein toller kleiner Trick gegen Heißhunger ist, die "Rinne" zwischen Nase und Oberlippe, das sogenannte Philtrum, für einige Sekunden zu drücken, zu reiben oder zu klopfen.
Über die Autorin:
Petra Schwarz ist Mama einer Tochter, 2 Sternenkindern und Bonusmama von 2 Söhnen.
Sie ist seit 2002 selbstständig als Coach und seit 2018 arbeitet sie als Anti-Diät-Coach, auch online, speziell mit Frauen und ihren Gewichtsherausforderungen. Vor allem Müttern, die unglücklich sind über ihre körperlichen Veränderungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, hilft sie gern.
Noch mehr Tipps zum Download: stressfrei-leicht.de/fuer-dich
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